Pitta im Sommer in Balance halten

Aus ayurvedischer Sicht führt große Hitze zu einer verminderten Stoffwechselaktivität im Körperinneren und schwächt unser Agni, unsere Verdauungskraft. Obwohl dies auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar scheint, ist auch dies eine Meisterleistung unserer inneren Intelligenz. Jatharagni, das Hauptverdauungsfeuer im Magen-Darm-Trakt, ist gleichzeitig der Hauptsitz von Pitta. Je heißer nun die Sonne scheint, desto schwächer wird unser Agni.

Denn die Blutfülle, welche sich sonst um die Verdauungsorgane konzentriert, wird im Sommer mehr in die äußeren Schichten des Körpers geleitet, um hier über weitgestellte Blutgefäße für Wärmeabgabe zu sorgen. Die dadurch geringere Blutversorgung im Magen-Darm-Trakt führt zur Absenkung des Stoffwechsels im Körperinneren und zu einem abgeschwächten Agni. Die meisten Menschen bemerken das durch ein abnehmendes Hungergefühl tagsüber, Müdigkeit und eine schwache Verdauungskraft. Für eine gute und gesunde Funktionsweise von Körper und Geist ist es wichtig, dass sich alle Doshas bestmöglich im Gleichgewicht befinden. Viele Faktoren beeinflussen das Gleichgewicht der Doshas wie zum Beispiel unsere Arbeit, die Ernährung und auch die Jahreszeiten. 

Unser Ziel sollte es daher sein, unseren Tagesablauf und die Ernährung an die äußeren Umstände anzupassen. Mit einfachen Maßnahmen bleiben Sie auch im Sommer in Ihrer Balance, denn als Grundregel jeder ayurvedischen Therapie gilt, dass alle Störungen ganz natürlich durch ihr Gegenteil ausgeglichen werden: Unruhe durch Ruhe, Trägheit durch Aktivität, Kälte durch Hitze und umgekehrt.

16 Tipps für mehr Pitta-Balance im Alltag

1. Kühlende und lauwarme Speisen bevorzugen, sehr heißes Essen lieber meiden. Wie wäre es z.B. mit einem ayurvedischen Sommersalat?

2. Besonders die Pitta-reduzierenden Geschmacksrichtungen süß, bitter und herb in den täglichen Speiseplan integrieren.

3. Die Speisen mild würzen und sparsam mit Chili und weißem Pfeffer sein. Gern können Sie auch auf Pitta-Churna als fertige Gewürzmischung zurückgreifen.

4. Verwenden Sie Ghee oder hitzestabiles Kokosöl zum Kochen und Braten.

5. Kühlende (nicht eisgekühlte) Getränke, z.B. unsere ayurvedischen Sommerdrinks, zu sich nehmen, zum Beispiel können Sie über Nacht frische Pfefferminzblätter oder Pitta-Tee in einem Liter Wasser ziehen lassen und haben direkt am Morgen ein kühles, frisches Getränk für den Tag.

6. Heißes Wasser aktiviert den verringerten Agni, sollte aber vor dem Trinken etwas abkühlen dürfen.

7. Alkohol, Essig und Hartkäse reduzieren oder ganz meiden, da diese im Körper stark erhitzend wirken.

8. Vermeiden Sie Fastentage im Sommer, diese schwächen Ihr Agni zusätzlich.

9. Bei starkem Schwitzen sind auch Waschungen mit einer Salbei-Abkochung oder kühle Kompressen sehr angenehm. Salbei kann zusätzlich auch als Tee genossen werden.

10. Moderater sportlicher Betätigung im Einklang mit den Doshas nachgehen. Viel Pitta kann zu angestauter Energie führen, die umgesetzt werden sollte. Nutzen Sie dafür die kühlen Morgen- oder Abendstunden und vermeiden Sie auf jeden Fall intensive Bewegung bei direkter Sonneneinstrahlung.

11. Planen Sie täglich gezielt Entspannungsphasen ein, um auch geistig abkühlen zu können.

12. Setzen Sie Ihre Energie kreativ um, Unausgeglichenheit kann sich sonst auch destruktiv nach innen richten.

13. Gehen Sie regelmäßig im Wald spazieren. Ein hohes Pitta profitiert sehr von der grünen, kühlen Weite.

14. Tragen Sie weite, luftige Kleidung aus kühlenden Stoffen wie Seide oder locker fallendes Leinen.

15. Bevorzugen Sie die Farbe Blau, das beruhigt und reduziert Ihr Pitta.

16. Kühlen Sie sich zwischendurch mit Bodysprays oder Gesichtswasser ab. Geeignete Zusätze sind zum Beispiel Rose, Salbei und Pfefferminz. Pfefferminzöl-Sticks können auch auf Schläfe und Nacken aufgetragen werden und zeigen einen sofortigen kühlenden Effekt.

Vorsicht – nicht zu kalt essen und trinken

Wenn der Sommer sich von seiner heißen Seite zeigt, greift man gern zu kalten und  eiskalten Lebensmitteln und Getränken, die im ersten Augenblick tatsächlich zu kühlen scheinen. Davon wird im Ayurveda allerdings abgeraten, denn Eiskaltes z.B. Eis, reduziert Agni, das Verdauungsfeuer, massiv. Eine englische Studie ergab, dass eine eiskalte Mahlzeit im Vergleich zur gleichen, die dampfend heiß verzehrt wurde, die Magenpassagezeit um 50 Minuten verlängerte. 

Bis die Nahrung dann den Magen verlässt, sind alle Verdauungsenzyme der oberen Darmabschnitte lange rückresorbiert, und die Nahrung kann gar nicht mehr richtig verdaut und verwertet werden. Gleichzeitig entstehen dadurch leichter Stoff­wechselrückstände, die im Ayurveda Ama genannt werden. Wenn diese Ablagerungen nicht in ausreichendem Maße abgebaut werden und sich über längere Zeit anhäufen, können sie zu einer wichtigen Krankheitsursache werden.
Im Ayurveda wird deshalb empfohlen, lieber kühlende Speisen zu genießen. Diese sollten mindestens Zimmertemperatur haben, damit der Körper nicht allzu viel Energie aufbringen muss, um Speisen auf Körpertemperatur zu bringen. Denn alles Kalte, was Sie zu sich nehmen, muss der Körper erst schrittweise erwärmen, bevor alle Verdauungsprozesse ablaufen können. Menschen mit schwachem Agni können dann beispielsweise ein Stechen in der Magengegend verspüren, wenn sie zu kalt essen oder trinken.

Daher macht es Sinn, nicht nur auf die Zusammensetzung und Qualität der Nahrung zu achten, sondern für bestmögliche Bekömmlichkeit auch auf eine eher wärmere Temperatur der Speisen.

Pitta gezielt über kühlende Lebensmittel reduzieren

Pitta-reduzierende Gewürze

Kardamom, Zimt, Koriander, Fenchel, Safran, Gelbwurz, Vanille, Mohnsamen, frische Gartenkräuter (außer Lauchgewächse) Agni steigernde scharfe Gewürze in kleinen Mengen wie: Ingwer (frisch), Kreuzkümmel, Pippali (Langkornpfeffer), Trikatu

Pitta-reduzierende Kräuter

grüner Koriander, Eisenkraut, Lavendel, Borretsch, Dill, Kerbel, Löwenzahn

Pitta-reduzierende Tees

Pitta-Tee, Pfefferminze, Kamille, Holunder, Malve, Hibiskus, Brennnessel, Fenchel, Lavendel, Süßholz, Hopfen, Rosenblätter, Zimt, Melisse, Schafgarbe

Pitta-reduzierende Gemüse/Salate

überwiegend süße und bittere Gemüsesorten: Spargel, Gurken, Zucchini, Kürbis, Sellerie, Kohl, Rosenkohl, Blumenkohl, Brokkoli, Wirsing, Mangold, Kartoffeln, Artischocken, Fenchel, Chicorée, süßer Paprika, Keimlinge, Sprossen, grüne Blattgemüse und Salate, Rucola, Löwenzahn, Oliven

Pitta-reduzierende Hülsenfrüchte

alle Hülsenfrüchte außer rote und braune Linsen, grüne Bohnen, frische Erbsen

Pitta-reduzierende Obstsorten

Süße Früchte, Mango, süße Melonen, Avocado, Feigen, süße Birnen, süße Trauben, Rosinen, Kirschen, Ananas, süße Orangen, Äpfel, Granatäpfel, Datteln, Aprikosen, Kiwi, Quitten

Pitta-reduzierende Getreide

Reis, Weizen, Hafer, Gerste, Dinkel

Pitta-reduzierende Öle und Fette

Ghee, Kokosöl, Olivenöl, Sonnenblumenöl, Sojaöl, Walnussöl

Pitta-reduzierende Süßmittel

Sharkara, Rohrohrzucker, Ürsüße, Palmzucker, Ahornsirup, Fruchtsüße z. B. Birnendicksaft

Pitta-reduzierende Nüsse und Samen

Kokosnuss, geschälte Mandeln, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, Wasserkastanie, Walnuss

Pitta-reduzierende Milchprodukte

Demeter Vollmilch aus Glasflaschen, Lassi, Sahne, frisch hergestellter milder Joghurt, Hüttenkäse, Frischkäse in kleinen Mengen, Mascarpone, Butter (ungesalzen)

Fleisch/Eier

Huhn, Truthahn, Fasan, Hase, Wild. Vom Ei: Eiweiß

Letztendlich geht es immer darum, auf die Signale des Körpers zu hören und ein Gefühl für die eigenen Bedürfnisse zu bekommen. Intuitiv haben viele Menschen zu den verschiedenen Jahreszeiten Vorlieben und Neigungen, die sich aus Sicht des Ayurveda wunderbar herleiten lassen und Ausdruck der eigenen Körperintelligenz und dem Wunsch nach innerer Balance sind. Wir müssen nur lernen, diese zu lesen und richtig zu interpretieren.

Das Maharishi-Ayurveda-Team aus Bad Ems wünscht Ihnen noch ein paar wunderbare Sommerwochen und einen sonnigen August!

© Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems

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