Ayurvedische Ernährung im Sommer

Inhaltsverzeichnis

Tipps für Verdauung, Balance und Gesundheit bei Hitze

Der Griff zum Eisgetränk oder zum Eisbecher ist im Sommer verständlich, doch aus ayurvedischer Perspektive ein Reflex, der langfristig genau das Gegenteil bewirken kann. Kalte Speisen und Getränke wirken kurzfristig kühlend, fordern den Körper aber auf energetischer Ebene heraus: Er muss sie aktiv auf Körpertemperatur bringen. Das kostet Energie, schwächt das Agni (Verdauungsfeuer) und kann zur Hitzeverstärkung führen, insbesondere durch kompensatorisches Schwitzen und vermehrtes Durstgefühl.

Im Ayurveda gilt: Du bist, was du verdaust – nicht nur, was du isst. Ayurveda ist ein ganzheitliches Gesundheitssystem, das sich zum großen Teil mit dem Erhalt von vollumfänglicher Gesundheit beschäftigt. Der zentrale Aspekt, wie Krankheiten gar nicht erst entstehen, liegt dabei auf der Ernährung und Verdauung. Der Ayurveda lehrt uns, dass Agni, das Verdauungsfeuer, für die Qualität der Verdauung maßgeblich ist. Agni kann man sich am besten wie einen kleinen Verbrennungsofen vorstellen, der in unserem Verdauungssystem dafür sorgt, dass alles, was wir ihm vorsetzen, möglichst rückstandsfrei verbrannt wird. Die Energie, die bei einer vollständigen Verdauung freigesetzt wird, ermöglicht uns ein Leben voller Tatkraft, Schwung und Freude.

Essen oder trinken Sie daher nichts direkt aus dem Kühlschrank

Eisgekühlte Getränke während oder direkt nach der Mahlzeit löschen das Agni dagegen regelrecht aus, wodurch es zu einer unvollständigen Verdauung, Ama-Bildung, Energielosigkeit und langfristig sogar Krankheitsentwicklung kommen kann. Besonders kritisch ist die Kombination warmer Speisen mit eiskalten Getränken, eine tägliche Gewohnheit vieler, die langfristig zur Schwächung des Verdauungssystems führt.

Ein englisches Ärzteteam hat dazu folgende Studie durchgeführt: Es wurden zwei Gruppen von Menschen genau das gleiche Mittagessen gereicht. Die eine Gruppe bekam die Mahlzeit warm serviert, die andere Gruppe aß das gleiche Gericht eiskalt aus dem Kühlschrank. Das Resultat war erstaunlich: Das warme Essen wurde zügig vom Magen in den Zwölffingerdarm befördert, während das kalte Essen etwa 50 Minuten brauchte, bis es in den oberen Darmabschnitt weitergeleitet wurde. Die Verdauungssäfte, die dort bereitgestellt wurden, sind zu diesem Zeitpunkt längst wieder vom Darm aufgenommen worden. Die nun im Dünndarm angekommene Nahrung konnte daher nicht mehr optimal verdaut werden, sodass es nicht verwunderlich ist, wenn dann Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen und Blähungen entstehen. 

Agni – unser inneres Feuer

Agni ist im übertragenen Sinne ein kleiner Ofen, der alles, was wir essen, in verwertbare Energie umwandelt. Am stärksten brennt Agni mittags zwischen 11 und 13 Uhr, mit einem Höhepunkt um 12:00 Uhr, ideal für die schwerste Mahlzeit des Tages, das Mittagessen. Die Zeit von Pitta (dem Feuer-Dosha) reicht von zehn bis zwei Uhr, sowohl am Tage als auch nachts. Tagsüber wird die Nahrung im Verdauungstrakt durch verschiedenste Enzyme sowie unsere Darmbakterien in ihre Bestandteile aufgespalten, so dass die feinstzerlegte Nahrung nunmehr als Nährstoffflüssigkeit vom Darm in das Blut wandern kann. Damit Agni optimal arbeiten kann, sollte man eher warme Speisen und Getränke genießen. Wer jedoch während der warmen Mahlzeit ein eisgekühltes Getränk zu sich nimmt, löscht Agni mit jedem Schluck ein bisschen mehr.

Nachts verdaut unser Körper die Erlebnisse des Tages

Pitta-Zeit, die Zeit des Feuers, ist genau wie am Tag auch von zehn Uhr bis zwei Uhr, also von 22 Uhr nachts bis 2 Uhr morgens. Aber nachts legt das Verdauungssystem im Darm eine Ruhephase ein, um zu regenerieren. Stattdessen transportiert der Körper im Schlaf in der Pitta-Zeit die tagsüber bereits zerlegten und resorbierten Nährstoffe nun aus dem Blut in die Körperzellen. Außerdem „verdaut“ das Gehirn die Ereignisse des Tages. Das Träumen ist ein Teil dieser Verdauungsarbeit. Menschen, die nachts lange aufbleiben oder nicht schlafen können, kennen sicher das Hungergefühl, das sich gegen Mitternacht einstellt. Statt etwas zu essen, das zu diesem Zeitpunkt nicht verdaut werden kann, hilft jetzt ein Glas Gewürzmilch.

Praktische Tipps für heiße Tage

Wie Sie nun erfahren haben, schwächt Eiscreme die Verdauung aufgrund der kühlen Temperatur. Aber auch die Kombination von Sahne- oder Milchspeiseeis mit rohen Früchten kann zu Bauchschmerzen und zur vermehrten Gasbildung führen. Milch in Kombination mit Früchten gilt im Ayurveda generell als schwer verdaulich, weil die Säure der Früchte zur Ausflockung (Gerinnung) des Milcheiweißes führt. Dies kann die Verdauung zusätzlich belasten – und vor allem bei empfindlichem Magen Blähungen, Durchfall oder Übelkeit nach sich ziehen.

Möchten Sie nicht auf Ihr Eis verzichten, sollten Sie daher folgende Dinge beachten: Ein Eis sollte als eigene Mahlzeit gesehen werden und am besten um die Mittagszeit genossen werden, da hier das Verdauungsfeuer am stärksten ist. Gewöhnen Sie sich an, Eiscreme nicht zu essen, sondern langsam im Mund zergehen zu lassen, so dass der Körper es ein wenig erwärmen kann, bevor es in den Magen gelangt. Außerdem sollte das Eis qualitativ hochwertig und nicht industriell hergestellt sein. Leichter bekömmlich sind meist Sorbets, da sie oft weniger Zucker und keine Milchprodukte enthalten.

  • Pfefferminze ist eine kühlend wirkende Pflanze, die hervorragend geeignet ist, um den Durst zu löschen. Pfefferminz- oder auch Pitta-Tee mit Zimmertemperatur beruhigen und erfrischen an heißen Sommertagen. Probieren Sie doch mal das Rezept für ayurvedischen „Eis”-Tee (s. u.). 
  • Leichte Kost ist die beste Wahl bei hohen Temperaturen. Hier bieten sich Gurken, Zucchini, Melone, Beerenobst, aber auch Basmatireis, Ghee, Hüttenkäse, Mandeln, Olivenöl, Kokosöl und weitere Früchte an. Von reinen Wasser-Fastentagen sollte im Sommer Abstand genommen werden, da diese das Agni weiter schwächen.
  • Vermeiden Sie sehr salzige, saure und scharfe Speisen, da diese Pitta-vermehrend und somit Hitze-erzeugend sind.
  • Seien Sie zurückhaltend mit rotem Fleisch, Fisch, Wurst, stark gewürztem Käse und Alkohol. Daneben gibt es auch noch eine Reihe von pflanzlichen Nahrungsmitteln und Gewürzen, die die Körpertemperatur in die Höhe treiben können: rote Linsen, rote Bete, Tomaten, Rettich, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, aber auch scharfe und erhitzende Gewürze wie Ingwer in Pulverform, Senfsamen, Chili oder weißer Pfeffer, sowie Salz und Essig.
  • Viel Pitta kann zu angestauter Energie führen, die umgesetzt werden sollte. Nutzen Sie daher die kühlen Morgen- oder Abendstunden für moderate sportliche Betätigung und vermeiden Sie auf jeden Fall intensive Bewegung bei direkter Sonneneinstrahlung.
  • Planen Sie täglich gezielt Entspannungsphasen ein, um auch geistig abkühlen zu können.
  • Setzen Sie Ihre Energie kreativ um, Unausgeglichenheit kann sich sonst auch destruktiv nach innen richten.
  • Gehen Sie regelmäßig im Wald spazieren. Ein hohes Pitta profitiert sehr von der grünen, kühlen Weite.
  • Tragen Sie weite, luftige Kleidung aus kühlenden Stoffen wie Seide oder locker fallendes Leinen.
  • Bevorzugen Sie die Farbe Blau, sie beruhigt und reduziert Ihr Pitta.
  • Kühlen Sie sich zwischendurch mit Bodysprays oder Gesichtswasser ab. Geeignete Zusätze sind zum Beispiel Rose, Salbei und Pfefferminz. Pfefferminzöl-Sticks können auch auf Schläfe und Nacken aufgetragen werden und zeigen einen sofortigen kühlenden Effekt.

Ayurveda Summer Bowl mit Kokos-Limetten-Dressing

Für 2 Personen:

  • 1 Tasse Basmatireis
  • 1 kleine Zucchini, in feinen Streifen
  • ½ Gurke, entkernt und gehobelt
  • 1 kleine Handvoll frische Minze
  • 1 EL geröstete Cashews
  • 1 EL Rosinen oder Granatapfelkerne

Dressing:

  • 1 EL Kokosmus
  • Saft ½ Limette
  • 1 TL Ahornsirup
  • 1 Prise Salz, 1 Prise Kardamom
  • Etwas warmes Wasser zum Emulgieren

Zubereitung: Reis kochen, Gemüse leicht dünsten, anrichten und mit Dressing übergießen. Perfekt bei Zimmertemperatur genießbar.

Ayurvedischer „Eis“-Tee 

Zutaten:

  • 2 Beutel Maharishi Ayurveda Pitta-Tee
  • 3 Scheiben Bio-Zitrone
  • 4 Scheiben frischer Ingwer
  • 1 TL Holunderblütensirup
  • Frische Minze, 1 Prise Kardamom

Zubereitung: Mit 1 Liter kochendem Wasser aufgießen, 20–30 Minuten ziehen lassen, abseihen, auf Zimmertemperatur abkühlen lassen und genießen

Letztendlich geht es immer darum, auf die Signale des Körpers zu hören und ein Gefühl für die eigenen Bedürfnisse zu bekommen. Intuitiv haben viele Menschen zu den verschiedenen Jahreszeiten Vorlieben und Neigungen, die sich aus Sicht des Ayurveda wunderbar herleiten lassen und Ausdruck der eigenen Körperintelligenz sind. Wir müssen nur lernen, diese zu lesen und richtig zu interpretieren.

Wir wünschen Ihnen einen kraftvollen, leichten und gesunden Sommer!

Ihr Team der Maharishi Ayurveda Klinik Bad Ems

Texte © Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems. Bildmaterial lizenziert.

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