Im Ayurveda werden Frauen sehr geschätzt, denn in ihnen wohnt die urweibliche Kraft inne, die Schöpfung erst möglich macht. Jede Frau reift von einem jungen Mädchen zu einer erwachsenen Frau heran und durchläuft in ihrem Leben dabei wichtige Phasen, wie die Pubertät und später dann die Wechseljahre.
Diese zentralen Übergangsphasen spielen im Ayurveda eine große Rolle, da die hormonellen Verschiebungen einen Einfluss auf die Doshas und die persönlichen Bedürfnisse haben, die von jeder Frau wahrgenommen werden sollten, um das Leben dementsprechend ausrichten zu können. Übrigens erleben nicht nur Frauen die Wechseljahre. Auch bei Männern gibt es hormonelle Veränderungen im höheren Lebensalter durch den Abfall des Testosteronspiegels, was als Andropause bezeichnet wird.
Ab dem Alter von 40 Jahren beginnen bei Frauen langsam hormonelle Umstellungen mit einem schleichenden Abfall der Sexualhormone, wie Östrogen und Progesteron. Die Prämenopause beschreibt dabei den Zeitraum zwischen den ersten unregelmäßiger werdenden Zyklen bis zur letzten stattgefundenen Menstruation und dauert im Durchschnitt circa 7 Jahre. Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Regelblutung während der Perimenopause; von der Postmenopause wird gesprochen, wenn die letzte Menstruation 12 Monate zurückliegt und sie dauert ebenfalls nochmal 7 Jahre an. Insgesamt also ein sehr langer Zeitraum, in dem Veränderung schrittweise stattfindet, die jede Frau ganz unterschiedlich erlebt. Einen großen Einfluss auf die Menopause hat das Verhalten der Frau in den ganzen Jahren davor: Ernährung, Lebensführung und Stress spielen eine wesentliche Rolle, ob diese Übergangszeit sanft erfolgen kann oder sich stärkere Beschwerden einstellen.
Neben den körperlichen Veränderungen durch den Wandel der Hormone, findet auch auf geistiger Ebene eine Neuausrichtung statt. Während der fruchtbaren Zeit befinden sich Frauen in der Pitta-Phase ihres Lebens, welche durch Schaffenskraft geprägt ist. Während der Zeit der Wechseljahre beginnt die Vata-Phase, in der eher geistige Themen und spirituelle Ausrichtung mehr in den Vordergrund rücken.
Um diese Phase gelassen annehmen zu können und nicht permanent das gleiche Leistungsniveau von sich zu erwarten, ist es wichtig, sich mit den unterschiedlichen Qualitäten in der jeweiligen Lebensphase auseinanderzusetzen und diese für sich anzunehmen. In einer überaus leistungsgeprägten Gesellschaft ist das gar nicht so einfach, wo ein bestimmtes Aussehen, unerschöpfliche Vitalität, hohe Erwartungen an unterschiedliche Rollenbilder und Schwangerschaften auch mit weit über 40 Jahren als normal und erstrebenswert suggeriert werden.
Den neuen Lebensabschnitt ayurvedisch begleiten
In den alten Schriften gibt es keine konkreten Beschreibungen und Therapieansätze für die Wechseljahre, denn in einigen Kulturen verlaufen die Wechseljahre ganz ohne Beschwerden oder sind zumindest nicht so vordergründig präsent wie in den westlichen Kulturen. Die ausgeprägten Beschwerden, die viele Frauen heute erleben, sind eher die Folge der modernen, oft sehr stressbelasteten Lebensweise, einer ungünstigen Ernährung und auch die gesellschaftliche Prägung, dass Wechseljahre eines schwere Zeit sein müssen.
Es sind also nicht primär die hormonellen Veränderungen, die zu Symptomen, wie Hitzewallungen, depressiver Verstimmung, Schlaflosigkeit und Gewichtsschwankungen führen, sondern die permanente Überreizung des Organismus, der dann mit dem natürlichen Übergang in den neuen Lebensabschnitt überfordert ist. Bereits zuvor bestehende Symptome, wie z.B. Reizbarkeit, trockene Haut oder Gelenkprobleme werden dann durch die Zunahme des Vata- und des Pitta-Doshas verstärkt wahrgenommen und können sich in manifeste Krankheiten ausweiten.
Um diesen Beschwerden vorzubeugen, empfiehlt es sich also bereits in jüngeren Jahren, durch eine geeignete, an die persönlichen Bedürfnisse angepasste Lebensführung dem Körper immer wieder die Möglichkeit zu geben, sich zu regulieren. Ebenso sind regelmäßig durchgeführte Detox-Kuren sehr hilfreich, um den Körper von Stoffwechselendprodukten zu befreien. Auf unserem Blog finden Sie dazu zahlreiche Artikel mit wertvollen Hinweisen für jede Konstitution und in Abhängigkeit der Jahreszeit.
Doch was können Sie tun, wenn Sie bereits mitten in den Wechseljahren stecken und unter verschiedenen Symptomen leiden?
Als Basis dient Ihnen hier eine ausgewogene, sattvische Ernährung, die frisch zubereitet, leicht und bekömmlich ist. Hervorragend geeignet sind milde Gewürze, wie Kreuzkümmel, Koriander, Fenchel, Zimt und Safran. Zurückhaltend sollten Sie mit Kaffee, Alkohol, sehr sauren Speisen, scharfen Gewürzen, schwer verdaulicher Kost und Rohkost sein. Besonders wenn sich viel Hitze im Körper angestaut hat, sind kühlende Nahrungsmittel, wie Gurke, Melone und Kokoswasser vor allem im Sommer ein wahrer Segen.
Insgesamt werden Sie sicher beobachten, dass Sie weniger Nahrung benötigen, da das Agni (Verdauungsfeuer) schwächer wird. Achten Sie daher eher auf eine kleinere Nahrungsmenge, die dafür jedoch von höchster Qualität sein sollte. Ergänzend zu einer gesunden Ernährung sind Bewegung und Atmung wunderbare Möglichkeiten, ausgleichend auf die Doshas und das Hormonsystem einzuwirken. Besonders empfehlenswert ist Hormon-Yoga, welches durch bestimmte Pranayama-Übungen und gezielte Asanas regulierend und stimulierend auf die Hormondrüsen wirkt und auf die Begründerin Dinah Rodriguez zurückgeht. Die Brasilianerin hat 30-minütige Übungssequenzen entworfen, die bei regelmäßiger Ausführung hormonellen Dysbalancen entgegenwirken und Beschwerden damit lindern können.
Ergänzend empfiehlt der Ayurveda die tägliche Meditation, um den Geist zur Ruhe zu bringen und die Schönheit der Stille mit ihren ordnenden und harmonisierenden Einfluss auf alle seelischen und Körperfunktionen regelmäßig zu nutzen. Besonders geeignet ist dafür die Technik der Transzendentalen Meditation, deren positive Auswirkungen mit knapp 700 wissenschaftlichen Untersuchungen bestens belegt sind und die sich wegen ihrer Anstrengungslosigkeit und Effizienz auch optimal in unseren hektischen Alltag integrieren lässt.
Nach einer Bewegungseinheit fällt es den meisten Menschen deutlich leichter in die Stille zu kommen, um zu meditieren. Allgemein eignet sich die Zeit am Morgen sehr gut zur Meditation, weil der Geist noch frei und nicht vom Alltag belastet ist. Wenn Sie damit bisher keine Erfahrung gesammelt haben, probieren Sie einfach mal fünf Minuten in Stille zu sitzen und die Ein- und Ausatmung zu beobachten. Es ist völlig in Ordnung, wenn dabei Gedanken auftauchen. Es ist nicht das Ziel der Meditation, keinerlei Gedanken mehr zu haben, sondern das Bewusstsein dafür zu schulen, Gedanken ohne Bewertungen ziehen zu lassen und in die heilende Stille – Transzendenz – einen Zustand ohne Gedanken zu erfahren. Eine zweite Meditation am Abend lässt die Eindrücke des Tages abklingen und sorgt gleichzeitig für neue Energie und Frische für den Feierabend.
Auch eine sanfte Ayurveda-Ölbehandlung hilft dabei, das körperlich-seelische Gleichgewicht zu bewahren. Abhyanga bedeutet „mit Öl salben“ und meint eine besonders sanfte, schonende und systematische Ölbehandlung des gesamten Körpers mit streichenden Bewegungen, welche unter anderem pflegend auf die Haut wirkt, Toxine löst, hormonell und emotional ausgleichend wirkt, das Nervensystem stärkt und die Schlafqualität verbessert. Diese kann morgens als Vorbereitung auf den Tag oder in den frühen Abendstunden als Ausklang und zur Beruhigung durchgeführt werden, jedoch nicht mehr nach Sonnenuntergang, da der Stoffwechsel sich dann im Einklang mit der Tageszeit reduziert und die natürlichen Entgiftungsfunktionen entsprechend verringert sind.
Wenn es Ihnen gelingt, die vier Säulen Ernährung, Bewegung, Entspannung und Schlaf in Ihrem Alltag entsprechend Ihrer Bedürfnisse zu berücksichtigen, haben Sie bereits sehr viel für Ihr Wohlbefinden und Ihren Hormonhaushalt getan.
Das wichtige Jahr davor
Besonders im Jahr vor dem Beginn der weiblichen Wechseljahre empfiehlt der Ayurveda, den Körper nachhaltig zu entgiften, um Wechseljahrsbeschwerden gar nicht erst aufkommen zu lassen; entweder mit Maharishi Panchakarma, der systematischen ayurvedischen Tiefenentschlackung, die von einem Arzt speziell auf die kommende hormonelle Umstellung abgestimmt wird; und /oder aber mit individuellen ebenfalls vom Arzt verordneten Entgiftungsempfehlungen, die Ihnen helfen, Wechseljahrsbeschwerden von vornherein zu vermeiden.
Ayurvedische Kräuter für die Wechseljahre
Neben den oben genannten Basismaßnahmen, die nicht erst in den Wechseljahren Beachtung bekommen sollten, gibt es natürlich auch zahlreiche wirkungsvolle Kräuter, mit denen die Frauengesundheit zusätzlich unterstützt werden kann. Hier finden Sie eine kleine Auswahl:
Shatavari
Shatavari (Asparagus racemosus) ist eine Pflanze, die in der ayurvedischen Medizin traditionell als ein wichtiges Heilmittel gilt. Übersetzt bedeutet Shatavari „die Frau, die hundert Männer hat“ und wird aufgrund seiner vielfältigen gesundheitlichen Vorteile für Frauen besonders für die positiven Wirkungen auf das weibliche Fortpflanzungssystem geschätzt. Shatavari enthält Phytoöstrogene, pflanzliche Verbindungen, die den Östrogenspiegel im Körper ausgleichen können. Dies kann helfen, hormonell bedingte Symptome wie Hitzewallungen, Nachtschweiß und unregelmäßige Menstruation zu lindern und das Vata- sowie Pitta-Dosha auszugleichen. Aufgrund der gewichtsvermehrenden Qualität (schwere und kühlende Wirkung) sollten Frauen mit einem Kapha-Überschuss Shatavari nur sparsam einsetzen.
Ashoka
Ashoka ist ein wertvolles ayurvedisches Kraut, das zahlreiche Vorteile für Frauen in den Wechseljahren bietet. Durch seine hormonregulierenden, entzündungshemmenden und stimmungsaufhellenden Eigenschaften kann Ashoka helfen, die typischen Beschwerden der Wechseljahre zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Zum Einsatz kommt die Rinde des Ashoka-Baums, welche zu Pulver vermahlen oder zu einem Medizinalwein (Arishta) verarbeitet wird und kühlend und zusammenziehend auf den Organismus wirkt. Daher kommt Ashoka besonders bei ausgeprägten Pitta-Beschwerden zum Einsatz, wie Hitzewallungen, starke Blutungen, bei Endometriose und verkürzten Zyklen.
Sariva
Sariva (Hemidesmus indicus), auch als Indisches Sarsaparilla bekannt, ist eine Pflanze, die in der ayurvedischen Medizin für ihre kühlenden, entgiftenden und blutreinigenden Eigenschaften geschätzt wird. Sie wird traditionell zur Behandlung von Hauterkrankungen, zur Verbesserung der Verdauung und zur Unterstützung des allgemeinen Wohlbefindens eingesetzt.
Sariva hat außerdem eine natürliche kühlende Eigenschaft, die hilft, Hitzewallungen und übermäßiges Schwitzen zu reduzieren.
Hierfür können Sie 1 Esslöffel des Pulvers mit einem Liter Wasser vermengen und als Kaltauszug über Nacht stehen lassen. Die Flüssigkeit dann am nächsten Tag für 20 Minuten leicht köcheln lassen, in eine Thermoskanne abfüllen und über den Tag verteilt trinken.
Golden Transition I und II
Neben Einzelkräutern bietet der Maharishi Ayurveda auch Komplexpräparate an, die genau aufeinander abgestimmt sind, wodurch die einzelnen Bestandteile synergistisch ineinandergreifen und sich in ihrer Wirkung verstärken.
Für die Wechseljahre empfiehlt sich die Kombination aus den Komplexmitteln Golden Transition I und Golden Transition II, die den Körper mit Vata- und Pitta-ausgleichenden Kräutern, Mineralien, Eisen, Amla, Süßholz und Myrrhe versorgen, welche hormonell und emotional ausgleichend wirken und Beschwerden wie Stimmungsschwankungen und Hitzewallungen lindern können. Bitten Sie ihren Ayurveda-Arzt gerne um seine Einschätzung, ob eines oder beide Präparate für Sie ideal sind und wie lange Sie diese nehmen sollten, oder ob es noch andere Empfehlungen gibt, die Ihnen helfen, auch die Wechseljahre zu einer lebenswerten, beschwerdefreien Zeit in Ihrem Leben zu machen.
© Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems