Adventszeit ist Vata-Zeit

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir befinden uns mitten in der Adventszeit, in der an jedem Sonntag eine weitere Kerze auf dem Adventskranz angezündet wird. Eine Zeit, die von zunehmender Dunkelheit bis zur Sonnenwende am 21.12. geprägt ist, bis die Tage wieder länger werden. Die dunkle Jahreszeit steht für Einkehr und Rückzug, für Besinnung und Reflektion.

In unserer modernen Welt mit den Vorstellungen des perfekten Weihnachtsfests wird aus dieser besonderen Zeit im Jahr oft eine Zeit der Hektik und vollen Terminkalender. Zusammen mit häufigem, schwerem Essen und Trinken fühlen wir uns schnell erschöpft und gestresst, statt besinnlich und ausgeglichen. Erfahren Sie im aktuellen Beitrag, wie Sie mit Ayurveda entspannt durch den Advent kommen.

Entspannt durch den Advent mit Ayurveda

Die zunehmende Dunkelheit, die Nacht und der Mond stehen für die weibliche Urkraft, für das Yin-Prinzip. Weibliche Qualitäten sind unter anderem Hingabe, Weichheit, Empfindsamkeit und Mitgefühl und oft Eigenschaften, die in einer sehr rational geprägten Umwelt wenig Platz finden.

Die Weihnachtszeit lädt uns bewusst dazu ein, diesen Qualitäten mehr Raum zu schenken, den Blick nach innen zu richten und uns mit uns selbst, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Denn in uns selbst finden wir die Antworten, nach denen wir so lange im Außen suchen. Im Inneren ist der Ort des wahren Wandels und des Friedens. Doch um Zugang zur eigenen Innenwelt zu bekommen, muss es im Außen ganz still werden.

ALLES LEBEN ENTSTEHT VON INNEN NACH AUSSEN, VON DER DUNKELHEIT INS LICHT.

Betrachten wir die Natur, so können wir feststellen, dass die 4 Jahreszeiten einen immer wiederkehrenden Zyklus repräsentieren. Es gibt Phasen des Aufblühens, der Fülle, des Erntens und des Rückzugs. Nichts ist unverändert gleich, sondern unterliegt ständigem Wandel. So sollte auch uns Menschen bewusst sein, dass wir während des Jahres nicht dauerhaft auf gleichem Niveau leben und arbeiten können, sondern dass es verschiedene Zeitqualitäten mit unterschiedlichen Herausforderungen gibt. Der jahreszeitliche Verlauf wird in den traditionellen ayurvedischen Schriften als Ritucharya beschrieben und umfasst Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, um den Besonderheiten einer Jahreszeit angemessen begegnen zu können. 

Adventszeit ist Vata-Zeit

Der Winter ist allgemein gekennzeichnet durch kaltes und sehr wechselhaftes Wetter, mal ist es trocken, dann wieder regnerisch-nass. Diese Eigenschaften werden dem Vata- und dem Kapha-Dosha zugeordnet. Zu Beginn des Winters und während der Adventszeit überwiegen eher die Vata-Eigenschaften, während sich in der zweiten Winterhälfte das Kapha-Dosha stärker ausbreitet. Daher sollten in der kalten Jahreszeit besonders Menschen mit mehr Vata- und Kapha-Ausprägung gut auf sich achten.

Kapha-betonte Menschen neigen dann eher zu Atem- und Verdauungsbeschwerden, während Vata-Betonte besonders bei kaltem und windigem Wetter die Balance verlieren. 

Menschen mit stärkeren Pitta-Anteilen dagegen finden eine niedrigere Temperatur oft angenehm; sie können dann meist besser schlafen, der Geist ist klarer und weniger gereizt.

Das kalte, dunkle Wetter draußen lädt dazu ein, es sich zuhause warm und gemütlich zu machen. Der Körper versucht, sich auf den Winter einzustellen und mehr Wärme zu produzieren. Ähnlich wie wenn Sie mit dem Schürhaken das Feuer im Kamin zum Lodern bringen wollen, versucht unser Körper den Stoffwechsel zu aktivieren. Hier spielt die Nahrungsaufnahme eine große Rolle. Einerseits ist es wichtig, nahrhaft zu essen, damit das Agni nicht die Körpergewebe (Dhatus) angreift; andererseits darf das Essen aber auch nicht so schwer sein, dass die persönliche Verdauungskraft überbeansprucht und geschwächt wird. Genau dann, wenn das Agni außer Balance gerät, entstehen häufig Krankheiten und im Winter besonders Erkältungen. Häufiges und schweres Essen, wie es in der Adventszeit für viele üblich ist, erhöht die Infektanfälligkeit und lässt uns träge und (auch geistig) schwerer werden.

Tipps für die Feiertage

Es macht wenig Sinn, sich allen Sinnesfreuden zu entsagen, denn im Ayurveda wird nichts verboten, sondern eher mit Maß und zur rechten Zeit genossen.

Es ist ganz klar, dass, wenn permanent gegessen und getrunken wird, wir uns eher antriebsarm und schwer fühlen. Nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger Ebene. Im Ayurveda wird dieser Zustand als Tamas bezeichnet und bedeutet so viel wie Trägheit, Dumpfheit und Dunkelheit, die wie eine dichte Wolke den Geist benebelt und für Disharmonie sorgt. 

Um diesem nagenden Gefühl des Unwohlseins zu entgehen, können Sie auf folgende Dinge in den kommenden Wochen achten:

  • Bleiben Sie möglichst bei 3 Mahlzeiten und naschen Sie Kekse und Gebäck eher vor den Hauptmahlzeiten. Dadurch sinkt die Gefahr, sich ständig zu überessen; des Weiteren wird im Ayurveda traditionell mit der süßen Geschmacksrichtung begonnen, da diese am schwersten zu verdauen ist. Süß wirkt Vata-reduzierend, erdend und hat einen beruhigenden Effekt.
  • Verzichten Sie auf Zwischenmahlzeiten und ein Übermaß an Gebäck und Süßigkeiten. Genießen Sie bewusst und bei voller Aufmerksamkeit.
  • Nach einem üppigen Mahl sollten Sie so lange fasten, bis Sie echten Hunger verspüren und das Verdauungsfeuer wirklich bereit ist, neue Nahrung zu verarbeiten.
  • Am Abend eher fettiges Essen und Mahlzeiten mit vielen tierischen Produkten meiden, da sie sehr schwer verdaulich sind, oft über 5 Stunden im Magen verweilen und die Schlafqualität deutlich herabsetzen. Alternativ kann es auch Sinn machen, früher zu essen, um dem Verdauungstrakt abends mehr Zeit zu geben.
  • Auf Essen und Getränke direkt aus dem Kühlschrank verzichten, da dies eine zusätzliche Belastung für das stark beanspruchte Verdauungsfeuer darstellt.
  • Ausreichend heißes Wasser trinken, um die Verdauung zu unterstützen, denn schwere Mahlzeiten enthalten oft viel Zucker und Salz, die wiederum Wasser binden und den Darm träge machen.
  • Alkohol am besten in Maßen und vor allem in guter Gesellschaft genießen. Laut Ayurveda ist die richtige Gesellschaft entscheidend, um Konflikte zu vermeiden. Daher sollte man sich von Menschen, die einen negativen Einfluss auf die eigene Stimmung ausüben, fernhalten. Ist dies aufgrund von familiären Konstellationen (Karma) nicht möglich, sollten die Unstimmigkeiten vor den Festtagen bereinigt werden. Erscheint das unmöglich, empfiehlt es sich, die eigenen Themen intensiver anzuschauen, die offensichtlich durch andere Familienmitglieder getriggert werden. 
  • Auf den Tagesschlaf länger als 30 Minuten unbedingt verzichten, auch wenn es verlockend erscheint, da dies noch mehr Trägheit und zunehmendes Kapha produziert.
  • Täglich verdauungsfördernde Spaziergänge unternehmen, die Körper und Geist neu beleben und Trägheit vertreiben.

Weitere Tipps für Fortgeschrittene 

Die oben genannten Tipps bilden die Grundlage, um gut durch die Winterzeit zu kommen, das Vata zu beruhigen und ein Übermaß an Kapha zu vermeiden. Wenn Sie sich schon länger mit ayurvedischen Prinzipien beschäftigen, können Sie darüber hinaus folgende Aspekte integrieren:

  • Täglich Meditation und Pranayama sorgen für Ausgeglichenheit und einen lebendigen Geist
  • Yoga- und Atemübungen, besonders der aktivierende Sonnengruß und die Wechselatmung sind im Winter sehr empfehlenswert – bei viel Vata und innerer Unruhe ist eine langsame Yin-Yoga Einheit mit längerem Halten der Yoga-Stellungen und längeren Pausen zwischen den einzelnen Asanas wunderbar erdend.
  • Der Einsatz von ayurvedischen Kräutern kann mental belebend, ausgleichend und stimmungsaufhellend sein, wie beispielsweise Brahmi, Ashwagandha, Tulsi, Jatamansi (am besten nach Beratung).
  • Regelmäßige Ölmassagen mit Sesam- oder Kräuterölen schenken Erdung und Ruhe.
  • Statt Glühwein mit Alkohol und Zucker kann auch ein wärmender Gewürztee eine schöne Alternative sein, besonders vor den Festmahlzeiten.
  • Lesen von spirituellen Texten, die zu Reflexion und Innenschau einladen und dabei unterstützen, das Jahr im Frieden zu beenden
  • Vorbereitung auf die Raunächte
  • Hören von Gandharva-Veda-Musik
  • Einsatz von ausgleichenden ätherischen Ölen, wie Rose oder Lavendel, im Diffuser oder zur Körperpflege

Rezept für einen weihnachtlichen Stoffwechsel-Tee:

Auf 1 Liter in der Thermoskanne zugedeckt 15 Minuten im Kannenfilter ziehen lassen:

  • 3-5 Scheiben frischen Ingwer
  • 1 TL Koriandersamen
  • 1 TL Fenchelsamen
  • 1 TL Kreuzkümmelsamen
  • 5 Gewürznelken
  • 1 Stange Ceylon Zimt
  • 1 Sternanis
  • eventuell 3 Fäden Safran

Sie sehen, es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich Zuwendung zu schenken und die kalten, grauen Tage zu nutzen, um sich energetisch wieder aufzuladen und gestärkt in das neue Jahr zu gehen. Nutzen Sie die Dunkelheit, um den Blick nach innen zu richten, denn dort finden Sie die Antworten und das Licht.

Eine friedliche Adventszeit und frohe Festtage wünscht Ihnen das Maharishi Ayurveda-Team aus Bad Ems.

Hier können Sie den Artikel als PDF herunterladen.

© Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems

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