Besonders wenn es draußen kalt und eher dunkel ist, sehnen wir uns nach Wärme und Geborgenheit. Sei es durch ein prasselndes Feuer im Kamin, einen wärmenden Tee, ein wohltuendes Vollbad oder durch einen Gang in die Sauna. Gerade im Winter haben viele Menschen das Bedürfnis von außen Wärme zuzuführen und sich innerlich so richtig aufzuwärmen. Das tut nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut und hilft die Gedanken zu entspannen.
Im Ayurveda haben Wärmeanwendungen einen großen Stellenwert und werden unter dem Sanskritwort Svedana zusammengefasst. Die Wärme dient dazu, die kleinen Körperkanälchen, die sogenannten Srotas, zu öffnen und somit Stoffwechselendprodukte zu “verflüssigen”, um sie dann leichter abtransportieren zu können. Daher fühlen wir uns anschließend klarer, erfrischter und auf tiefer Ebene gereinigt.
Schwitzbehandlungen besänftigen sehr gut überschüssiges Vata und Kapha, können aber unter Umständen auf das Pitta-Dosha reizend wirken. Zu klassischen Behandlungen zählen das Dampfbad, trockene Hitze, warme Packungen, Wickel und Ölanwendungen.
In den klassischen Schriften werden Schwitzbehandlungen in vier Kategorien unterteilt:
- Ushma Sveda: Schwitzen durch den Einsatz von trockener Hitze oder warmem Dampf, wobei Dampf eher Vata reduziert und trockene Hitze besonders Kapha gut besänftigt.
- Drava Sveda: Schwitzen, ausgelöst durch heiße Flüssigkeit, reduzieren wirkungsvoll Vata und Kapha, besonders im Zusammenhang mit Pitta.
- Tapa Sveda: Schwitzen durch feste, heiße Substanzen reduziert in erster Linie Kapha, aber auch Vata.
- Upanaha Sveda: Schwitzen durch heiße Wickel wirkt sich besonders beruhigend auf das Vata-Dosha aus.
Bild: Ayurvedische Behandlung, Svedana (Ganzkörper-Kräuterdampfbad)
Wenn Sie bereits in den Genuss einer Panchakarma Kur gekommen sind, dann haben Sie sicher schon Erfahrung mit warmen Ölgüssen, heißen Packungen und Stempeln oder dem Schwitzbad gemacht. Diese Anwendungen werden Ihnen individuell anhand Ihrer Konstitution und einer möglichen Dosha-Dysbalance verschrieben, um diese Zustände und einhergehende Symptome zu besänftigen.
Doch auch außerhalb einer Kur können Sie sich gezielt Wärme zunutze machen, um zu entspannen, zu entgiften und Symptome wie Schmerzen, Verspannungen und Gelenksteifigkeit zu reduzieren.
Welche Sauna für Ihr Dosha?
Nicht jede Sauna ist für jeden Typus gleichermaßen geeignet und kann unter Umständen zu Unruhe, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Kopfschmerzen und starken Hautrötungen führen.
Um diese unerwünschten Nebenwirkungen zu vermeiden, ist es zunächst einmal wichtig, sich bewusst zu machen, welches Dosha in der eigenen Konstitution überwiegt oder aktuell im Ungleichgewicht ist. Für einen ersten Überblick können Sie hier auf unserer Webseite einen Dosha-Test online durchführen: Dosha Selbsttest
Liegt bei Ihnen eher viel Vata in der Konstitution vor, oder leiden Sie aktuell unter Vata-Beschwerden, wie Gedankenkreisen, Unruhe, Einschlafprobleme, Frösteln u.ä., dann empfehlen sich besonders milde, feuchte Dampfbäder, die die kalten, trockenen und rauen Eigenschaften von Vata ausgleichen. Ebenso ist die Biosauna mit circa 50° bis 60° meist sehr gut verträglich.
Bild: Eines der luxuriösen Dampfbäder des Häckers Grand Hotels
Ist bei Ihnen Pitta sehr stark ausgeprägt oder im Ungleichgewicht, was sich zum Beispiel durch Rötungen, übermäßige Säure und Entzündungen ausdrücken kann, sollte nur im Winter vorsichtig mit Dampfbädern sauniert werden. Die Eigenschaften von Pitta sind heiß, scharf und ölig. Eine finnische Sauna mit 90° Lufttemperatur wäre also eher ungünstig und würde Pitta stark reizen.
Kapha besitzt dagegen feuchte und kühle Eigenschaften, denen am besten durch trockene Hitze begegnet werden kann. Hier wiederum ist die finnische Sauna oder auch die Erdsauna die richtige Wahl und wird in der Regel gut toleriert und als angenehm empfunden.
Bei den Dampfbädern lassen sich noch folgende Formen unterscheiden:
- Caldarium: Darunter wird das klassische römische Dampfbad verstanden, was in den meisten Saunen zu finden ist und aufgrund seiner hohen Luftfeuchtigkeit von fast 100% sehr wohltuend bei Atemwegserkrankungen ist und besonders gut Vata-Störungen reduziert.
- Tepidarium: Geeignet für Menschen, die mit der feuchten Schwüle nicht gut zurechtkommen und wo die Temperatur bei maximal 40° liegt.
- Soledampfbad: Hier wird Salzwasser verdampft, was besonders bei Haut- und Atemwegserkrankungen sehr heilsam ist.
- Kräuterdampfbad: Hier werden Kräuter und ätherische Öle mit ganz unterschiedlichen Wirkungen eingesetzt, wie beispielsweise Eukalyptus, Kamille, Salbei oder Kiefer.
- Lichtdampfbad: Kombination aus Lichteffekten im Sinne einer Lichttherapie und wohltuenden Kräutern.
Eine besondere Rolle nimmt die Infrarotsauna ein, die deutlich niedrigere Temperaturen als die klassische Sauna aufweist und somit sehr gut verträglich für alle Dosha-Typen ist. Die Infrarotstrahlen dringen tief in die Haut ein und erzeugen bei circa 60° eine angenehme Tiefenwärme im Körper, die sich sehr positiv auf das muskuloskelettale System und den Blutdruck auswirkt. Aufgrund der recht günstigen Anschaffungskosten, der leichten Anwendbarkeit und des geringen Platzbedarfs findet man Infrarotkabinen bei immer mehr Menschen zuhause vor.
Ayurvedische Empfehlungen für den Saunabesuch
Um den Saunagang zu einem wohltuenden Erlebnis zu machen, empfiehlt es sich folgende Dinge zu beachten:
- Ausreichend hochwertiges Wasser oder Kräutertee zuführen, um den Flüssigkeitsverlust zwischendurch immer wieder auszugleichen.
- In der Sauna am besten die Augen geschlossen halten, denn die Augen werden Pitta zugeordnet und gelten als hitzeempfindlich.
- Auch Kopf und Gehirn mögen übermäßige Hitze nicht besonders und sollten idealerweise mit einem feuchten Tuch bedeckt werden.
- Nach der Sauna nicht direkt im Eisbecken tauchen oder sich eiskalt abduschen, lieber nur lauwarm abspülen oder ein paar Schritte im Außenbereich gehen. Das kann besonders bei Vata-dominanten Typen einen großen Unterschied machen.
- Nicht mehr als drei Durchgänge durchführen und dazwischen am besten eine Pause von 30 Minuten im Ruheraum einhalten. Mehr Durchgänge wirken eher schwächend, innerlich aufreibend und können den Kreislauf zu stark belasten. Das merken besonders stark Pitta-dominierende Typen.
- Verzichten Sie auf alkoholische Getränke während und nach dem Saunabesuch, da Alkohol ebenfalls Pitta-steigernd wirkt.
- Nach dem Saunabesuch sollten Sie sich warm anziehen und kalte Zugluft (besonders am Kopf) unbedingt vermeiden.
- Essen Sie nach der Sauna leichte, basische Speisen, wie eine Gemüsesuppe oder ein leichtes Curry und verzichten Sie auf schwer verdauliche Kost.
Wärmende Alternative zur Sauna
Wenn Sie keine Möglichkeit haben, eine Sauna zu besuchen, dann können Sie auch zuhause Wärmeanwendungen durchführen. Sehr gut geeignet sind Basenbäder, die einen besonderen entgiftenden Effekt haben, wohlige Wärme schenken und tief entspannen. Dafür benötigen Sie ein gutes Basensalz, beispielsweise von Jentschura oder Basasan. Davon werden 3 gehäufte EL auf ein Vollbad und 1 EL auf ein Fußbad gegeben. Wichtig ist, dass das Wasser nicht zu warm ist. Für einen reinigenden Effekt sollte es circa 38 Grad haben und die Badedauer 45-60 Minuten betragen, erst dann können Giftstoffe über die Haut ausgeschleust werden. Zwischendurch können Sie immer wieder warmes Wasser nachlaufen lassen, damit Sie nicht beginnen zu frieren.
Alternativ können Sie auch zuerst ein Abhyanga durchführen und anschließend nach einer Einwirkzeit von 30 Minuten baden. Hier empfiehlt sich dann ein einfaches Vollbad ohne Basensalz, gern aber mit dem Zusatz von ätherischen Ölen, wie beispielsweise Lavendel, Salbei, Eukalyptus, Kamille oder Mandarine.
Genau das wird bei einer Panchakarma-Kur vom Arzt individuell verordnet, da die ausführliche Ölmassage, das Abhyanga, gefolgt von einem Kräuterdampfbad im Liegen, besonders tief Vata-entspannend wirkt. Außerdem unterstützt es den Körper dabei, abgelagerten ‚Zellmüll‘ aus seiner Verankerung in Zellen und Geweben zu lösen und durch die anschließende Wärme gezielt zu den Ausscheidungsorganen zu transportieren.
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