Vertragen Sie Milch? Was Ayurveda zu Milch sagt.

Gerade zum Thema Milch liest man immer wieder Konträres. Die Bandbreite reicht von „täglich möglichst viel Milch“ bis zur Einstellung der Veganer, die nicht nur die Milch ablehnen, sondern auch alle Produkte, die aus Milch hergestellt werden. Aber was sagt die ayurvedische Lehre über Milch? Sie sagt ganz klar, dass Milch in der richtigen Qualität und der richtigen Menge sehr gesund ist.

Milch nur in bestmöglicher Qualität

Die beste Milch im ayurvedischen Sinn liefert Ihnen Ihre eigene Kuh, die mit viel Auslauf im Freien lebt, ausschließlich natürliches, gutes Futter frisst und liebevoll behandelt wird. Ihr werden weder die Hörner ausgebrannt, noch wird ihr das Kälbchen weggenommen. Wenn Sie dann die Milch nur von dieser einen Kuh noch euterwarm trinken, dann nehmen Sie Milch im ayurvedischen Sinne zu sich. Sie ist nährend, leicht verdaulich und sattwisch.

Wir nehmen an, dass Sie sehr wahrscheinlich keine Kuh in Ihrem Garten haben. Aber dieses Wissen ist wichtig, um verstehen zu können, welche Qualität Milch haben sollte, damit sie im ayurvedischen Sinne als gesund betrachtet wird. Alles, was nicht der oben genannten Beschreibung entspricht, vermindert Schrittchen für Schrittchen die Qualität der Milch. Es beginnt damit, dass das Mischen der Milch von mehreren Kühen nicht optimal ist. Denn die Eiweißstrukturen verschiedener Kühe verlangen vom menschlichen Verdauungssystem Mehrarbeit, die Milch wird schwerer verdaulich.

Meiden Sie homogenisierte Industriemilch

Industriemilch wird mehrfach mechanisch bearbeitet, sie wird pasteurisiert (bei 72 °C bis 75 °C) und homogenisiert, damit sie optisch appetitlicher wirkt. Das Pasteurisieren ist wichtig für die Keimfreiheit, aber das Homogenisieren ist ein hoher Qualitätsverlust. Beim Homogenisieren wird die Milch unter hohem Druck auf eine Metallplatte gespritzt, dabei zerplatzen die Fettkügelchen und die Milch bekommt eine homogene Struktur. Leider werden dabei auch die Enzyme, die an den Rändern der Fettkügelchen sitzen, zerstört. Enzyme helfen bei der Verdauung und allen Stoffwechselprozessen. Eine Milch mit zerstörten Enzymen ist aber Ihrer Gesundheit weit weniger zuträglich. Die Veränderung der Milchstruktur durch das Homogenisieren kann sogar Allergien provozieren.

Die beste Alternative

Wer nicht seine eigene Kuh im Garten halten kann, dem empfehlen wir Vorzugsmilch in bestmöglicher Bio-Qualität, z.B. Demeter-Qualität. Demeter-Höfe brennen weder ihren Kühen die Hörner aus, noch trennen sie die Kälbchen von der Mutterkuh. Leider ist beides bei „normalen“ Bio-Höfen erlaubt. Ganz klar aber ist Bio-Milch auf jeden Fall besser als konventionelle Milch.
Sehr empfehlen können wir Ihnen Vorzugsmilch. Das ist Rohmilch (Rohmilch ist Eutermilch), die stichprobenartig auf Keime getestet wurde. Sie ist filtriert und verpackt. Dennoch sollten Sie Vorzugsmilch unbedingt immer abkochen und auf angenehme Trinktemperatur abkühlen lassen, damit Sie vor Infektionen, wie z.B. TBC, geschützt sind.

Milch und die Doshas

Kuhmilch reduziert Vata und Pitta und baut ein gesundes Kapha auf. Allerdings sollte die Milch niemals eiskalt aus dem Kühlschrank getrunken werden! Kalte Milch kann nicht gut verdaut werden und führt zur Bildung von Ama (unverdaute Stoffwechselrückstände). Wenn Sie zu Kapha-Überschuss neigen und auf Ihre Kalorienzufuhr achten möchten, verdünnen Sie vollfette Milch mit Wasser. Bitte meiden Sie fettarme Industriemilch. Dabei wurden nämlich nicht nur die Fettkügelchen entfernt, sondern die Enzyme gleich mit. Dadurch ist fettarme Industriemilch nicht mehr gesund.

Laktoseintoleranz

Viele Menschen können die Industriemilch nicht verdauen, ihnen fehlt ein Enzym zum Spalten des Milchzuckers. Aber, statt laktosefreie Milch zu trinken, die durch einen chemischen Prozess gegangen ist, gibt es eine gute ayurvedische Alternative. Kommen Sie zu uns in die Praxis und lassen Sie sich ayurvedische Kräuterpräparate zur Stärkung von Agni, dem Verdauungsfeuer, verschreiben. Dann starten Sie mit der Kur:
Trinken Sie eine Woche lang vor dem Schlafen gehen 30 ml Gewürzmilch.
In der zweiten Woche erhöhen Sie die Menge der Gewürzmilch am Abend auf 40 ml, in der dritten Woche auf 50 ml. So trainieren Sie, dass Ihr Körper die notwendigen Enzyme wieder herstellen kann. Führen Sie das Erhöhen der Milchmenge um 10 ml so lange fort, bis Sie wieder beschwerdefrei Kuhmilch in bester Bio-Qualität trinken können.

Macht Milch glücklich?

Die heutige Medizin weiß, dass Kuhmilch viel L-Tryptophan enthält, eine essentielle Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann und mit der Nahrung vom Körper aufgenommen werden muss. Auch ungesüßtes Kakaopulver und Walnüsse enthalten diese wertvolle Aminosäure, die als stimmungsaufhellend gilt. Damit aber das L-Tryptophan aus der Kuhmilch mit seinen positiven Eigenschaften durch die Blut-Hirn-Schranke gelangen kann, sollte Milch nicht zusammen mit anderen Lebensmitteln, wie Haferbrei oder Milch-Shake, genossen werden. Milch ist ein Rasayana, ein ayurvedisches Heilmittel, und sollte nur mit Nüssen und Trockenfrüchten kombiniert werden, sowie mit Gewürzen, wie Kurkuma, Kardamom, Zimt und Ingwer. Auch Vata-Churna und Ghee harmonieren gut mit Kuhmilch.

 

Panchakarma Kur

 

Kommentare

  • »… sollte Milch nicht zusammen mit anderen Lebensmitteln, wie Haferbrei oder Milch-Shake …«

    Dann würde also Karin Pirc’/Wilhelm Kempes erstes Rezept in »Kochen nach Ayurveda« (1996) heute anders lauten?

    • Dr. Karin Pirc

      Noch mal zur Klärung: Alles, was die Milch minimal (manchmal für das Auge evtl. nicht sichtbar) gerinnen lässt, besser nicht mit Milch mixen. Daher: Gekochte Milch mit Trockenfrüchten wie Rosinen, Datteln sowie Getreide ist laut Ayurveda definitiv okay. Milch jedoch nicht mit f r i s c h e n Früchten, Fleisch, Fisch und Gemüse. Und auch nicht mit Zitrone, das heißt, dass das bei Indien-Fans so beliebte Panir (Frischkäse) eigentlich nicht ayurvedisch und etwas schwer verdaulich ist. Wir haben ihn trotzdem ins Kochbuch mit aufgenommen, da dieser selbst gemachte Käse immer noch besser ist, als die heuten Frischkäse-Industrieprodukte aus dem Supermarkt.

  • Jedenfalls: Toller Artikel, vielen Dank! Sind schon auf der Suche nach Vorzugsmilch – die wir schon aus den 1970ern kennen, aber etwas aus dem Auge verloren haben.
    Und irgendwann kommt das große Feld und die eigene Kuh ;D

    • Wr freuen uns, dass Dir der Artikel gefallen hat – das kennt ja jeder, dass im Alltagsgemenge mal wieder das eine oder andere verloren geht, wir freuen uns, wenn wir durch unsere Newsletter hie und da bei der Reaktivierung helfen können :-)..

  • Habe Ihren Artikel mit Interesse gelesen frage mich aber wo es heute so Traumkühe geben mag, auch Demeter Kühe sind sogenannte Nutztiere! Eine Kuh gibt nicht ein Leben lang Milch damit wir sie trinken sondern um ihr Kalb zu füttern. Es gibt keine Spezies die ein Leben lang Milch trinkt und schon gar nicht die einer fremden Rasse, Brucker hatschen gesagt dass Tigermilch fürs Affenbaby genauso passend ist wie Kuhmilch für den Menschen. Ich frage mich auch woher die Traumkuh Bedingungen in Bad Ems sind…
    Seit der China Study gibt es viele wissenschaftlich belegte Argumente gegen den Milchkonsum in jedem Fall den exzessiven wie er heute üblich ist. Es wäre schön wenn Sie die vielen pflanzlichen Alternativen die durchaus im Dinne des Ayurveda sind wenigstens erwähnen würden!
    Mit freundlichen Grüßen
    Susanna Färber

    • Dr. Karin Pirc

      Liebe Frau Färber,

      vielen Dank für Ihren total berechtigten Kommentar. Der Vergleich mit der „ayurvedischen Kuh“ war natürlich mit einem zwinkernden Auge geschrieben. Ganz bewusst, denn er macht auf folgendes aufmerksam: Milch ist nicht gleich Milch. Alle Studien – auch die China Study – deklarieren leider nicht, welche Art von Milch die untersuchten Menschen getrunken haben, ob frisch von einer gesunden Kuh oder gemischt und als Industrieprodukt weiterverarbeitet. Da dies einen Riesenunterschied macht, kann man die einschränkenden Erkenntnisse daraus auch nicht unbedingt übertragen.

      Ihr Bruker-Zitat hat absolut etwas, trotzdem ist es so, dass der Ayurveda gute Milch besonders für Vata-Pitta-Störungen empfiehlt, sofern – und das ist natürlich extrem wichtig – der /die Trinkende die Milch auch gut verstoffwechseln d.h. vertragen kann. Falls das nicht (mehr) der Fall ist, dann Finger weg davon, denn dies würde Ama (Eiweißablagerungen) im Körper erzeugen und wäre auf jeden Fall kontraproduktiv. Das gleiche gilt für den von Ihnen zu Recht erwähnten überhöhten Milchkonsum, insbesondere der Unmengen Käse und Fertigjoghurt, die inzwischen verzehrt werden.

      Unsere Mailings können naturgemäß nur sehr kurz sein und keine völlig umfassenden Abhandlungen. Aber wir haben tatsächlich bereits geplant, auch über gute Milchalternativen zu informieren. Sie dürfen auf unseren Dezember-oder Januar-Newsletter gespannt sein, in dem wir genauso ausführlich über die gesundheitlichen Auswirkungen von frischer Mandelmilch informieren werden.

      Liebe Grüße und gute Gesundheit wünschen wir Ihnen

      Dr. Karin Pirc

  • Gisella Moncada di Paternò

    I find your writings and books very beautiful and useful. It is just in India where I often live and where friends have their own cow, lovingly cared for, that milk agrees with me very well. Less in Italy, though bio milk is better, just as you say. Milk and ghee give me a sense of calmness and satifaction. I am looking forward to come some day to your clinic in Germany, as soon as possible. Thank you very much.

  • Rassinger Elisabeth

    LLiebe Fr. Dr. Pirc, habe die Kommentare über Milch gelesen, ich vertrage Milch auch nicht, auch Demeter M. nicht. Ich leide an Osteoporose und muß leider Käse essen ( Butterkäse, Emmentaler, ich weiß, daß es nicht gut ist, ich esse auch Feta Käse mager und Protinella mager und eine Menge Gemüse. Ich hab es schon anders gemacht, fast keinen Käse, aber da zog es mir das Calzium aus den Knochen, da ich zu wenig Eiweiss hatte. Zum Gemüse: Ich bin dermaßen voll, weil ich ja viel Gemüse zu Teigwaren, Fisch, Reis, Eier esse. Und ich habe sehr starkes Untergewicht, ich schau nur, daß es nicht weniger wird, Gewicht zulegen ist ja im Ayurveda schwierig. Ich muß am Morgen wieder Haferflocken essen mit Milch und eingeweichtem Trockenobst, da mir das Brot am Morgen zu schwer wird. Ich habe es nur wegen der Kalorien gegessen, ich weiß, im Ayurveda sind Kalorien verpönt. Aber wie gesagt, ich vertrage sie nicht. Pflanzliche Milch wie Mandelm. Haferm. haben zu wenig Eiweiss und sind oft sehr fett. Außerdem mag ich das Zeug nicht, wegen schlechten Ölen. Bitte um Antwort und bedanke mich im Voraus.
    Mit frdl. Grüßen
    Elisabeth Rassinger

    • Liebe Frau Rassinger,

      auch wenn die Komplexität Ihrer Fragen am besten in einer persönlichen Konsultation, die auf Ihre ganz individuelle Situation eingehen kann, intensiv beleuchtet werden sollte, um Abhilfe zu schaffen und ich im Rahmen dieses Austauschs keine ärztlichen Ratschläge (Empfehlungen von Präparaten) geben darf, hier zumindest ein paar allgemeine Hinweise.

      Eine Osteoporose hat natürlich etwas mit der Klazium-Zufuhr zu tun, was vom Mediziner üblicherweise als einziger Grund angegangen wird. Also: Viel Kalzium rein und das Problem ist gelöst. So einfach ist es wie immer nicht. Erstens gehen Naturheilmediziner davon aus, dass das Kalzium aus Käse – das zweifellos ebenso wie das darin enthaltene Eiweiß in sehr konzentrierter Form vorhanden ist – von den Nieren gleich wieder ausgeschieden wird, da sie das tierische und damit hochkonzentrierte Protein eliminieren und das gerade aufgenommene Kalzium gleich mit. Im Gegensatz dazu ist pflanzliches Eiweiß wesentlich weniger dicht und damit leichter zu zerlegen und in die Zellen zu transportieren, ohne, dass die Nieren es gleich wieder ausscheiden. Eine einseitige Kalziumzufuhr scheint auch deutlich weniger sinnvoll zu sein, als die gleichzeitige Aufnahme von Magnesium im richtigen Verhältnis 2:1, was in den modernen Pharmaka (bisher) leider noch gar nicht berücksichtigt wird .

      Das Problem der Osteoporose lediglich auf die reine Kalziumaufname zu reduzieren ist also eine recht einseitige und oberflächliche Betrachtungsweise.

      Der Ayurveda betrachtet vielmehr vorrangig die Assimilationsfähigkeit des Körpers und damit die Aktivität der Osteoklasten und Osteoblasten (derjenigen Zellen, die den Knochen ständig ab- und aufbauen, also umbauen). Gleichzeitig will er diejenigen Lebensweisen verringern, die das Kalzium aus den Knochen ziehen.

      Den Stoffwechsel sollte man sowieso anregen durch regelmäßige Ausdauer-Bewegung = Aktivitätssteigerung auch des Knochenstoffwechsels, es gibt z.B. eine kleine Studie, die den Abbau von Osteoporose mittels Trampolinschwingen mit Gummifedern (nicht Springen auf Metallfedern) bestätigt. Nachweislich hilft auch das Essen von eingeweichten Mandeln (siehe unseren Artikel dazu) und nicht zu vergessen einer positiven Grundhaltung und größeren Entspannung im Alltag, da auch die durch Stress erzeugten Säuren im Körper Kalzium aus den Knochen ziehen. Auch übermäßiger Zucker-, Kaffee und Fleischkonsum erhöhen nachweislich Osteoporose durch ihre Säureflut. Nicht vergessen: Eiweiß besteht aus Aminosäuren, und jede Säureflut im Körper zieht Kalzium als Puffer aus den Knochen, um das Säure-Basengewicht im Blut aufrecht erhalten zu können. Und natürlich spielt auch der Spiegel von Vitamin D3 im Blut für den Knochenstoffwechsel eine große Rolle, das hier im Norden im Winter auf jeden Fall substituiert werden muss, im Sommer auch dann, wenn Sie sich nicht täglich (nahezu unbekleidet) mindestens 20 Minuten der Sonne aussetzen. Und auch hier wie immer zentral ist ein gesunder, aktiver Darm, denn eine schwache Verdauungskraft vermag auch aus dem besten Essen nicht die benötigten Nährstoffe herauszuziehen. Ihrer Schilderung zufolge ist die Stärkung ihrer Verdauungskraft sicher vorrangig wichtig, da Sie ja Schwierigkeiten haben, zuzunehmen und Sie vieles nicht gut vertragen. Sie sehen also: Eine Vielzahl von Maßnahmen kann unser Allgemeinbefinden sowie unsere Knochengesundheit positiv stärken!

      Liebe Grüße

      Karin Pirc

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