Rakta Mokshana lässt sich übersetzen mit der Befreiung des Blutes. Gemeint sind damit Anwendungen, bei denen Blut zur Entlastung des Körpers durch einen Aderlass oder mittels Blutegeln entnommen wird. Diese Form der Behandlung zählt zu den fünf Anwendungen im Panchakarma, neben Nasya (Nasenbehandlung), Vamana (therapeutisches Erbrechen), Virechana (Abführen) und Bastis (medizinische Einläufe).
Wenn Sie bereits in den Genuss einer Panchakarma Kur gekommen sind, sind Ihnen vermutlich einige der aufgezählten Behandlungen bereits bekannt.
Rakta Mokshana spielt im klassischen Ayurveda eine wichtige Rolle, wird aber in Europa in nur wenigen Kliniken tatsächlich praktiziert.
Die Geschichte des Aderlass
Der Aderlass ist eines der ältesten, ausleitenden Verfahren und weltweit bei vielen Naturvölkern bekannt. Hippokrates begründete um 460 v. Chr. die Humoralpathologie oder auch Viersäftelehre, die die Krankheitsentstehung anhand der Körpersäfte beschreibt, wozu auch das Blut zählt. Aderlässe wurden zu dieser Zeit besonders bei Entzündungen und anhaltenden Schmerzzuständen durchgeführt.
Weitere Verbreitung in ganz Europa erfuhr der Aderlass durch Hildegard von Bingen, die einen Aderlass pro Jahr zur regelmäßigen Reinigung und Anregung des Organismus empfahl. Vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert wurde dieses Therapieverfahren bei zahlreichen Krankheiten und Leiden eingesetzt. Im Zuge der aufblühenden modernen Medizin ist der Aderlass zunehmend in den Hintergrund gerückt, erfährt aber mit wachsendem Interesse an integrativen Heilmethoden seit einigen Jahren eine Renaissance in der Naturheilkunde.
Im Ayurveda dagegen ist der Aderlass seit mehr als 5000 Jahren ein weit verbreitetes Therapieverfahren, welches zu den Shodana-Therapien, also ausleitenden und reinigenden Verfahren gezählt wird.
Wirkungsweise
Die Idee des Aderlasses besteht darin, den Körper durch eine Blutentnahme zu therapeutischen Zwecken zu entlasten. Stoffwechselrückstände (Ama), die sich im Gewebe und genauso im Blut ansammeln können, sollen ausgeleitet werden und dem Organismus die Möglichkeit geben, sich leichter zu regenerieren.
Durch den Blutentzug wird Raum geschaffen, der zu einem Nachströmen von Gewebsflüssigkeit führt, wodurch sich die qualitative Zusammensetzung des Blutes verändert. Die Fließeigenschaften des Blutes werden verbessert und zeitgleich wird ein blutbildender Reiz im Knochenmark gesetzt, sowie eine Zunahme an weißen Blutkörperchen erreicht, die eine zentrale Rolle im Immunsystem spielen. Ein Aderlass sorgt also dafür, dass altes, mit Toxinen angereichertes Blut entnommen und die Bildung von neuem Blut und Zellen angeregt wird. Gleichzeitig wird in den Körpergeweben der Reiz gesetzt Stoffwechselendprodukte zu lösen und abzugeben.
Indikationen für einen Aderlass
In der Charaka Samhita, der traditionellen Schrift des Ayurveda, können folgende Erkrankungen und Symptome durch einen Aderlass gelindert werden:
- Herz-Kreislauferkrankungen, wie Bluthochdruck, Benommenheit, Schlaganfälle
- Hautkrankheiten einhergehend mit Juckreiz und Ausschlägen, wie beispielsweise Neurodermitis oder Psoriasis
- Gicht und Übersäuerung
- Schleimhautentzündungen, Bindehautentzündung und Nasennebenhöhlenentzündung
- Neigung zu starkem Nasenbluten und starker Monatsblutung
- Kopfschmerzen
- Thromboseneigung
- weitere Symptome, die mit einer Pitta-Erhöhung einhergehen, zum Beispiel starkes Schwitzen oder Gastritis
Durchführung des Aderlasses
Wie jede Anwendung im Ayurveda erfolgt auch der Aderlass nach ganz bestimmten Kriterien und in festgelegter Reihenfolge.
Ob eine Indikation für einen Aderlass gegeben ist, lässt sich anhand der Anamnese und der Pulsdiagnostik rasch ermitteln. Auch ein Laborbefund gibt wichtige Informationen über die Zusammensetzung des Blutes (Anzahl der verschiedenen Blutzellen, Verhältnis von festen zu flüssigen Blutbestandteilen, sogenannter Hämatokritwert und über den Eisenstatus) und findet selbstverständlich bei der Indikationsstellung Beachtung.
Durch eine geeignete Vorbehandlung, wie eine leichte Kost über mehrere Tage, der Einsatz von Kräuterpräparaten oder im Rahmen einer Panchakarma-Kur, kann der reinigende Effekt nochmals deutlich gesteigert werden.
Der eigentliche Aderlass hat den größten Nutzen, wenn folgende Prinzipien nach Hildegard von Bingen eingehalten werden:
- der richtige Zeitpunkt
- Nüchternheit über mindestens 12 Stunden
- die Auswahl der geeigneten Vene über den Venentastbefund
- die richtige Stichtechnik mittels Laminarnadel nach Dr. Töth
- Beachtung der Umschlagszonen von dunklem zu hellem Blut
- die richtige Blutmenge, abhängig von Konstitution, Erkrankungsbild und Umschlagszone
- die individuelle Anzahl an Aderlässen pro Jahr
Besonders interessant ist der Farbumschlag des Blutes während des Aderlasses. Das unreine, eher dickflüssige Blut wechselt ab einem gewissen Zeitpunkt zu hellem, dünnflüssigerem Blut und zeigt somit das individuell bestimmte Ende des Aderlasses an. Die entnommene Menge liegt meist zwischen 50-200 ml. Anders als beim Blutspenden, wo dem Körper 400-500 ml entzogen werden, wird beim Aderlass keine bestimmte Menge forciert, sondern vom Farbumschlag abhängig gemacht, mit dem Ziel, die Vitalkraft des Körpers zu erhalten und das Immunsystem nicht zu schwächen. Somit wird ein Aderlass in der Regel als nicht beeinträchtigend erlebt; der Körper kann das entnommene Blut in wenigen Tagen vollständig nachbilden.
Im Anschluss kann die Reinigung weiter verstärkt werden durch Fortführung einer leichten, pflanzenbasierten Kost und dem Verzicht auf Alkohol und Kaffee für mindestens 3 Tage.
Durch Kombination von Ayurveda, traditioneller europäischer Naturheilkunde und moderner Medizin kann der Aderlass ein sehr wirkungsvolles Mittel bei der Beseitigung von Pitta-Störungen sein, ist aber niemals die alleinige Therapie.
Es erfordert stets eine individuelle Betreuung mit übergeordnetem Therapiekonzept, um nachhaltig eine Veränderung zu erzielen.
Lassen Sie sich dafür gern vom Ärzteteam in der Maharishi Privatklinik in Bad Ems beraten.
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Wie immer sehr nützliche Beiträge und Inspiration für mehr Wohlbefinden!
Danke
Liebe Elfriede,
herzlichen Dank von unserem gesamten Team für die wohlwollende Rückmeldung, da macht das Schreiben und Zusammenstellen der Newsletter gleich doppelt so viel Spaß!
Karin Pirc