Warum Ghee und Öle in der Panchakarma-Kur verwendet werden

Es gibt so viele Detox-Behandlungen (Reinigungs- und Entgiftungs-Behandlungen) auf dem Markt, dass die folgende Frage sehr berechtigt ist: „Was unterscheidet eine Panchakarma-Kur von allen anderen Angeboten?“ Schließlich versprechen viele andere Gesundheitsanbieter ebenfalls, dass durch ihre Anwendungen der Körper entgiftet und regeneriert.

Warum werden in der Panchakarma-Kur Öle und Ghee verwendet?

Panchakarma ist die einzigartige Methode des Ayurveda, wie Sie Ihrem Körper helfen können, sich von angesammelten Toxinen zu reinigen und die kleinen „Sünden“ der Vergangenheit wieder loszuwerden. Mit einer Panchakarma-Kur geben Sie Ihrem Körper die Kraft, wieder in einen ausgeglichenen Zustand zu kommen, sowohl körperlich als auch seelisch. Dieser wundervolle Zustand hält dann – je nach eigenem Verhalten – viele Monate oder sogar Jahre an.
Die Behandlungen während einer Panchakarma-Kur werden stets mit Ghee und Ölen durchgeführt. Unsere Körperstrukturen bestehen hauptsächlich aus an Eiweiß gebundenen Fetten. So leuchtet es auch ein, dass der Reinigungsprozess unserer Zellen am besten mit fetthaltigen Substanzen gelingen kann.

Fettlösliche Toxine können gefährlich werden

Im Laufe der Zeit lagern sich im Körper hauptsächlich fettlösliche Toxine an. Wasserlöslichen Toxine hingegen lassen sich leichter über den Urin ausscheiden, wobei das regelmäßige Trinken von heißem Wasser diesen natürlichen Entgiftungsprozess wirkungsvoll unterstützt. Die fettlöslichen Toxine aber – wie beispielsweise die besonders schädlichen Umweltgifte – neigen dazu, sich im Gewebe anzusammeln und sich in unseren Zellen und im Bindegewebe einzulagern. Besonders gefährlich ist, dass diese Toxine die normale Struktur und Funktion unserer Zellen stören.

Jede Zellmembran besteht aus Eiweiß und Fett, wodurch sie geschmeidig und formbar ist und sich leicht hin und her bewegen kann. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihr, nur so lange Nährstoffe aufzunehmen, wie sie es benötigt, um ihre Poren anschließend wieder zu verschließen. Lagern sich jedoch Toxine ein, wird diese Fähigkeit der Zellen empfindlich gestört: Es wird nicht nur die Ernährung der Zellen verhindert, sondern auch das Absondern von Abfallstoffen aus der Zelle blockiert. Gleichzeitig zerstören diese abgelagerten Schadstoffe die lebenswichtigen Funktionen der Zelle, wodurch sie vorzeitig altern und sogar absterben kann.

Ghee löst Toxine, sogar aus dem Gehirn

Hier kommt nun die uralte, ayurvedische Tradition mit Ghee ins Spiel. Denn Ghee ist ein ganz besonderes und wertvolles Fett. Das Einzigartige am Ghee ist, dass es die Blut-Hirnschranke überwinden kann, die das Gehirn vor Krankheitserregern, Toxinen und im Blut zirkulierenden Botenstoffen schützt. Ghee löst fettlösliche Abfallstoffe aus allen Körperzellen – sogar aus den Nervenzellen des Gehirns ­– und transportiert sie zurück in den Blutkreislauf.

Durch die verschiedenen Behandlungen während einer Panchakarma-Kur werden die gelösten Toxine weiter gelockert. Über den Blutkreislauf gelangen sie zurück zum Darm oder zur Leber und werden von dort ausgeschieden. Deshalb hat Panchakarma eine so tiefgreifende, verjüngende Wirkung, denn es eliminiert Störungen, die einer vitalen Gesundheit abträglich sind. Nach dieser umstimmenden Kur können Verdauung und Stoffwechsel wieder das Beste aus der Nahrung für sich verwenden und so die Bausteine für ein starkes Immunsystem aufbauen. Durch die wirkungsvolle Mobilisierung und Ausleitung von Schadstoffen hat Panchakarma eine ganz besonders starke Wirkung auf Gesundheit und Heilung.

Öle können Wunder wirken

Öle spielen traditionell eine große Rolle im Ayurveda. Sesamöl zum Beispiel wird für Massagen und andere Behandlungen besonders häufig verwendet, da es Vata – das alles steuernde Dosha – ganz besonders gut ausgleicht. Deshalb ist Sesamöl von allen Naturprodukten das Beste, um Vata zu behandeln.

Durch das Auftragen auf unsere Haut, deren Zellwände ebenfalls aus Eiweiß und Fetten bestehen, wird das Öl absorbiert. Aber auch bei Einläufen wird als einer der Hauptbestandteile Sesamöl verwendet, denn der Hauptsitz von Vata liegt im Dickdarmbereich – und hier kann das Sesamöl wunderbar wirken. So reorganisieren sich Vata und darauf aufbauend auch Pitta und Kapha auf eine sehr subtile und nachhaltige Weise.

Panchakarma ist sowohl für die Lösung und Ausscheidung von Toxinen, als auch für die Transformationsprozesse im Körper und im Geist ein wahres Wundermittel. Daher empfehlen die klassischen Texte des Ayurveda jedem Menschen sich wenigstens einmal im Jahr einer Panchakarma-Kur zu unterziehen, denn sie kann Krankheitsprozesse von der Wurzel aus angehen und ist gleichzeitig die beste Gesundheitsvorsorge mit lang anhaltender Wirkung.

 

Panchakarma Kur

Kommentare

    • Liebe Frau Flücke, bitte schauen Sie die ausführliche Antwort an, die ich einem anderen Fragesteller (s.u.) bereits gegeben habe.
      Ich wünsche Ihnen viel Erfolg damit
      Dr. Karin Pirc

    • Hallo und guten Tag,
      ich habe jetzt öfter von medizinischem Ghee gelesen. Ist medizinisches Ghee besser und wenn ja, wo bekommt man es her? Bisher kaufe ich immer das Ghee im Biofachgeschäft. Danke im Voraus für Antworten:-))

      • Liebe Simona,
        wir sprechen vom reinen Ghee, das Du selber aus Butter herstellen oder im Geschäft (Reformhaus, Indien-Läden, teilweise auch türkische Lebensmittel-Geschäfte) kaufen kannst. Demgegenüber gibt es den Überbegriff des sogenannten medizinierten Ghees. Damit meint man ein Ghee, das mit medizinisch wirksamen Heilpflanzenauszügen versetzt, eine ganz bestimmte Wirkung erzeugen soll. Es wird in einem sehr aufwendigen Verfahren hergestellt, das man so in der eigenen Küche nicht mehr leisten kann. Dabei ist das Ghee weniger als Nahrungsmittel gedacht, sondern wird verwendet, um die Wirkstoffe der speziell ausgewählte(n) Heilpflanze(n) schneller und tiefer in die Körperzellen zu schleusen. Es wirkt dabei als Trägersubstanz und Beschleuniger, und hat natürlich auch als mediziniertes Ghee die positive Nebenwirkung, Vata und Pitta auszugleichen, ebenso wie das reine Ghee.
        Medizinierte Ghees werden in der Regel vom Arzt bei bestimmten Dosha-Störungen empfohlen. Für den Hausgebrauch ist weiter das reine Ghee das beste, da es in den Speisen hilft, auch Vitamine und Mineralien aus der Nahrung tiefer in die Zellen zu befördern. Wohl bekomm’s.

    • Liebe Elfriede,
      einfach eine kleinere Menge nehmen. Wenn man dies regelmäßig tut, hat es auf Dauer auch gute Wirkungen.

      Liebe Grüße
      Dr. Karin Pirc

  • Hanna Voss de Marin

    Guten Tag,
    vielen Dank für die wertvollen Infos…

    wie kann ich Ghee anwenden?

    so pur essen oder beim Kochen verwenden??

    für mich ist so eine Kur leider zu teuer…

    • Es gibt drei Arten Ghee zu verwenden:
      1. im Rahmen einer Panchakarma-Kur zum Entgiften und beruhigen,
      2. damit kochen anstatt eines anderen Fettes, dann dient es der Ernährung und hat auch hier jede Menge gute Eigenschaften und
      3. kann man Ghee 1 Teel. bis 1 Essl. 1/2 Stunde vor den Mahlzeiten pur nehmen, wenn man bereits etwas hungrig ist, (vorher leicht anwärmen, nimmt sich dann leichter). In dem Fall stärkt es die Nerven und beruhigt (kann man als Kur ca. 4 Wochen durchführen.

      Ich hoffe, Sie können damit etwas anfangen,
      mit freundlichen Grüßen
      Dr. Karin Pirc

  • renate grossmann

    Ich verwende in der Küche nur Ghee oder Kokosöl, alles biologisch, Ghee mache ich selbst. Massiere täglich mit Sesamöl die Beine und spüle/kaue den Mund morgens/abends damit. Ich mag es Schwarzkümmelöl morgens und abends zu nehmen – 1 Teelöfel. Nehme manchmal kleine Portionen Gee in den Mund. Mache auch selbst ‚große Massagen‘ vor dem Duschen mit Kokosöl – wäre Sesamöl besser für mich als Vatatyp mit Pitta.?
    Grüße RG

    • Liebe Frau Grossmann,

      das kommt auch ein wenig auf die Jahreszeit an. Im Winter und im Frühling ist in unseren Breitengraden das Sesamöl normalerweise besser, da es erwärmt und stärker entgiftet als das Kokosöl. Im Sommer hingegen – speziell an heißen Tagen – ist das kühlende Kokosöl, das allerdings nicht so stark entgiftet, besser. Natürlich hängt all das auch von Íhrer individuellen Dosha-Verteilung ab. Frauen mit Hitzwallungen oder Gastritis o.ä. sind mit Kokosöl besser bedient, bei Schlafstörungen, Unruhe etc. ist Sesamöl geeigneter. Sie sehen also: Es hängt immer von vielen Faktoren ab und nicht zuletzt: achten Sie auf Ihr individuelles Feinempfinden und Ihre höchstpersönlichen Vorlieben!

    • Liebe Frau Brand,

      vielen Dank für Ihren Hinweis zum Unterschied des Zellaufbaus zwischen Pflanzen und Tieren. Sie haben völlig recht, dass streng genommen die Hülle der Zellen in der Nomenklatur nur bei Pflanzen, Bakterien und Algen als Zellwand bezeichnet wird, selbstverständlich wissen wir dies als Mediziner. Gleichzeitig bemühen wir uns, unsere Texte leicht verständlich zu halten und Fremdworte so wenig wie möglich zu verwenden. Wenn Sie den Text noch einmal genau betrachten, haben wir bei der ersten Erwähnung dieses Zusammenhangs auch von Membran gesprochen. Trotzdem vielen Dank für Ihren Hinweis evtl. für andere Leser.

      Mit freundlichem Gruß

  • Guten Tag,
    danke für den hilfreichen Beitrag!
    Kann man statt Ghee auch Butterschmalz verwenden (ist ja eigentlich 1:1 dasselbe)? – Wäre mir da hinsichtlich Herkunft und Qualität sicherer …
    Und könnte man statt Ghee oder Butterschmalz auch natives Kokosöl verwenden?

    Mit freundlichen Grüßen
    Moni

    • Liebe Moni,

      Butterschmalz, sowie es sauber hergestellt ist, ist das gleiche wie Ghee. Wenn Du jedoch Butaris meinst, das in Deutschland als Butterschmalz verkauft wird, ist es nicht das gleiche wie Ghee, da die Eiweiße aus der Butter dabei chemisch getrennt werden und nicht durch Erhitzen. Das wurde uns vor vielen Jahren auf eine Anfrage unsererseits mitgeteilt. Dem ging voraus, dass wir aus Kostengründen Butaris in der Klinik verwenden wollten, aber unsere Therapeuten sich weigerten, es wegen seines eigenartigen Geruchs zu verwenden. Daher die Anfrage. Seitdem stellen wir wie zuvor das Ghee in unserer Klinik weiter selber her.
      Kokosöl ist ein sehr gesundes Öl, und natürlich kannst Du es verwenden, aber es hat andere Qualitäten als Ghee und kann deutlich weniger freie Radikale sättigen. Ghee ist die Substanz mit der höchsten Kraft weltweit (festgestellt von Prof. Yukie Niwa aus Japan). Es wird nur noch übertroffen durch Maharishi Amrit Kalash, was jedoch ein Nahrungsergänzungsmittel und kein Nahrungsmittel ist wie Ghee. Aus diesen Gründen empfehle ich auch Veganern, bei Ghee eine Ausnahme zu machen und es in den Speiseplan mit aufzunehmen.

      Lieben Gruß
      Dr. Karin Pirc

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