Prana – Unsere Lebensenergie

Das Wort Prana entspringt dem Sanskrit und bedeutet wörtlich übersetzt Lebensenergie, Lebenskraft oder auch Atem und lässt sich vom Konzept her mit dem Qi in der traditionellen chinesischen Medizin vergleichen.

Dieser Lebensatem durchdringt den ganzen Körper und ist am leichtesten über den Atemstrom erfahrbar. Im Ayurveda und Yoga wird angenommen, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen von einem ausgeglichenen Fluss von Prana abhängen. Wenn Prana blockiert oder geschwächt ist, können körperliche und geistige Beschwerden auftreten. Daher zielen viele ayurvedische Anwendungen und Yoga Übungen darauf ab, Prana zu stärken und ungehindert durch den Körper fließen zu lassen. 

Aus konventioneller Sicht könnte man Prana als die Fähigkeit des Körpers bezeichnen, sich zu regulieren und im Gleichgewicht zu bleiben, der sogenannten Homöostase. Je gesünder wir sind und je mehr Lebenskraft wir haben, desto schneller können wir regulieren und regenerieren.

Das Maß an vorhandenen Prana zeigt sich aber auch über die Ausstrahlung eines Menschen. Es gibt Menschen, die regelrecht leuchten und andere, die weniger lebendig wirken, zum Beispiel während einer längeren Krankheitsphase oder in Zeiten starker Belastung.

Besonders Personen, die in Heilberufen arbeiten, müssen sehr viel Prana bereitstellen, da sie viel von Menschen umgeben sind, die zu dem Zeitpunkt weniger Prana zur Verfügung haben. Daher lassen sich in diesen Berufen auch besonders häufig Burnouts beobachten, wenn die Selbstfürsorge und somit das Wiederaufladen von Prana über längere Zeit zu kurz kommt. Durch eine geeignete Lebensweise lässt sich Prana permanent neu generieren, während bei anhaltendem ungünstigem Verhalten die Energie immer weiter nachlässt, was sich dann in Müdigkeit und Erschöpfung äußert.

Prana lässt sich in allem Lebendigen finden, nicht nur in uns Menschen. Frisches Obst und Gemüse geerntet aus dem eigenen Garten beispielsweise enthält sehr viel Prana und ist daher auch besonders schmackhaft.

Wohingegen konventionelles Obst und Gemüse aus dem Supermarkt oft viel fader schmeckt, da es herangezüchtet, oft unreif geerntet und lange gelagert wird. Im Ayurveda wird deshalb empfohlen, so frisch und regional wie möglich zu essen und auch Speisen nicht mehr aufzuwärmen, um möglichst viel Prana aufzunehmen. Ein weiteres Beispiel sind frische Blumen, zu Beginn ist noch viel Lebensenergie in ihnen enthalten und sie stehen aufrecht, über die Zeit verlieren sie ihr Prana, da sie von der Wurzel getrennt sind und werden welk.

Prana aus Sicht des Ayurveda

Im Ayurveda wird Prana in verschiedene Funktionen und auch Bewegungsrichtungen im Körper unterteilt. Hierfür werden 5 Vayus (Winde) mit ganz eigenen Aufgaben innerhalb des Organismus unterschieden:

1. Prana Vayu: Steuert die Atmung und den Atemfluss und bildet die Grundlage für die Aufnahme von frischer Lebensenergie.

2. Udana Vayu: Steuert die Kommunikation, den Ausdruck, aber auch Gedächtnis und Leistungsfähigkeit.

3. Samana Vayu: Regelt den Stoffwechsel und die Verdauung, wobei Nahrung in Energie umgewandelt wird.

4. Apana Vayu: Ist verantwortlich für die Ausscheidung und Eliminierung von Stoffwechselendprodukten aus dem Körper, wie zum Beispiel Urin und Stuhl.

5. Vyana Vayu: Verteilt Prana über das Herz-Kreislauf-System im gesamten Körper und sorgt für Harmonie und Balance.

Pulsdiagnose

Der Zustand von Prana lässt sich besonders gut über die Pulsdiagnostik beurteilen. Ebenso verraten das Antlitz und die Zunge sehr viel über den Energiehaushalt eines Menschen. Befindet sich jemand in der Leere und ist sehr abgeschlagen, ist der Puls sehr dünn und zeigt beim Messen wenig Widerstand. Auch die Zunge wirkt dann oft in der Mitte, besonders im hinteren Drittel, eingefallen und ohne Spannkraft.

Wir wir Prana aufnehmen können

Prana kann hauptsächlich über die 5 Elemente aufgenommen werden, die jeweils für ganz unterschiedliche Qualitäten stehen:

  • Erde (Prithivi) entspricht unserer Nahrung
  • Wasser (Apas) steht für die Flüssigkeitszufuhr
  • Feuer (Tejas) ist gleichzusetzen mit dem Tageslicht
  • Luft (Vayu), ist die Luft, die wir atmen
  • Äther (Akasha) steht für die Kraft, die wir durch Gemeinschaft, soziale Aktion und besondere Orte auftanken

Prana kann also im alltäglichen Leben zugeführt werden, indem wir einen ausgeglichenen, gesundheitsfördernden Lebensstil pflegen, wie ihn der Ayurveda seit Jahrtausenden empfiehlt.

Dazu zählen eine ausgewogene, an die persönliche Konstitution angepasste Kost, die aus frischen Zutaten hergestellt und in Ruhe genossen wird. Ebenso spielt Wasser eine zentrale Rolle. Unser Körper besteht zu circa 70% aus Wasser, weswegen es essentiell ist, hochwertiges Wasser zu trinken, um die Stoffwechselprozesse im Körper optimal zu unterstützen. Das beste Wasser ist demnach Quellwasser, welches ohne Druck zu Tage befördert wird und wertvolle Mineralien enthält, da es durch zahlreiche Gesteinsschichten fließt.

Im Ayurveda wird Wasser oft in Form von heißem, circa 15-20 Minuten abgekochtem Wasser genossen, welches durch die Wärme die Durchblutung im Darm und somit die Verdauungsleistung steigert und durch den Kochprozess seine Clusterstruktur verliert, wodurch das Wasser eine feinstofflichere Qualität und damit eine höhere Reaktionsfreudigkeit mit Stoffwechselendprodukten erhält.

Neben Essen und Trinken spielt auch das Sonnenlicht eine wesentliche Rolle, um Prana aufzunehmen. Jeder kennt das wohltuende, belebende Gefühl während und nach einem Spaziergang, wenn Augen und Haut von Licht berührt werden und frische Luft durch die Lunge strömt. Selbst wenn sich die Sonne versteckt, reicht das Licht noch völlig aus, um sich positiv auf den Hormonhaushalt und einen gesunden zirkadianen Rhythmus auszuwirken. Und wem das nicht reicht bzw. das Gefühl hat, im Winter in ein Stimmungstief zu fallen, sollte neben einem ausreichenden Vitamin-D-Spiegel, ebenso über die Anschaffung einer Tageslichtlampe mit hoher Luxzahl nachdenken.

Der Atmung kommt eine ganz besondere Rolle zu, da sie die Energiequelle ist, die unseren Körper mit Sauerstoff versorgt und gleichzeitig eine erfahrbare Schnittstelle zwischen Körper und Geist bildet. Tiefe, bewusste Atmung kann dazu beitragen, Prana zu aktivieren und den Geist zu beruhigen und spielt im Yoga in Form von Pranayama eine große Bedeutung. Die Arbeit mit dem Atem hat über die letzten Jahre einen großen Zulauf erfahren und wird in unterschiedlichsten Formen praktiziert. 

Pranayama dient dazu, die Lebensenergie zu steuern und zu harmonisieren und verfolgt spirituelle, energetische und gesundheitliche Ziele. Oft wird Pranayama im Rahmen einer umfassenderen yogischen Praxis praktiziert, um das Bewusstsein zu erweitern und die Gesundheit zu fördern und sollte daher zu Beginn immer unter Anleitung erfolgen.

Hiervon abzugrenzen ist der Oberbegriff Breathwork, eine eher therapeutische Atemarbeit, die unter anderem dem Stressabbau, einer Verbesserung der mentalen Klarheit und Konzentration, sowie der Traumabewältigung und dem allgemeinen Wohlbefinden dient. 

Bewusste Arbeit mit dem Atem lässt sich ganz wunderbar mit Meditation verbinden, wo das Lenken von Prana oft als Mittel zur Konzentration und spirituellen Entwicklung verwendet wird. Die Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Atem oder auf bestimmte Energiezentren im Körper kann dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und eine tiefere Verbindung zur inneren Lebenskraft herzustellen.

Als letzter Punkt sind zwischenmenschliche Beziehungen anzuführen, die dem Element Äther zuzuordnen sind. Auch wenn es vielleicht zunächst abstrakt klingt, können Beziehungen uns nähren und aufbauen oder anstrengen und entkräften. Achten Sie daher ganz genau darauf, mit wem Sie sich umgeben und wie Sie sich vor, während und nach einem Treffen fühlen. Erhebende Begegnungen geben Ihnen Anregung, Kraft und Inspiration, während es auch Begegnungen gibt, die Sie viel Energie kosten und ermüdend wirken. Halten Sie diese Kontakte eher gering und hören Sie genau hin, was Ihr Körper Ihnen dazu verrät: fühlt es sich in Ihnen eng oder weit an?

Abschließend lässt sich festhalten, dass Sie Ihr Prana durch ayurvedische Lebensprinzipien immer wieder auftanken und regenerieren können. Neben den oben genannten Punkten zählen ebenso ausreichend Schlaf, Bewegung, die Natur und alles, was Ihnen echte Freude bereitet dazu – laden Sie diese Dinge am Besten täglich in Ihr Leben ein.

© Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems

Kommentare

  • Rosemarie Isensee

    Ayurveda begleitet und unterstützt mich seit vielen Jahren in meinem Leben, und ich bin glücklich,
    dass ich seinerzeit durch eine kleine Zeitungsnotiz auf Schledehausen und später auf Bad Ems
    aufmerksam wurde und den helfenden, heilenden und inspirierenden Weg vertrauensvoll gehen kann.

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